Die Sünden der Väter by Stout Rex

Autor:Stout, Rex [Stout, Rex]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-11-21T16:00:00+00:00

9

Das Dumme an einer Chiffreanzeige sind die Zuschriften. Als ich um zehn Montag früh anrief und hörte, es seien welche eingegangen, holte ich sie ab, zwei bei der Times und vier bei der Gazette. Ich öffnete sie gleich dort und fand sie derart blödsinnig, daß ich sie nur deshalb mit nach Hause nahm, weil ich grundsätzlich alles mit einem Fall Zusammenhängende aufhebe, bis er abgeschlossen ist. Ein Brief stammte von einem Mann, der behauptete, Carlotta Vaughn sei seine Großmutter, und irgendeine Carlotta Vaughn mochte das ja auch sein, aber er erwähnte Elinor Denovo nicht.

Als ich kurz nach elf heimkam, sagte Fritz, es habe niemand angerufen, aber als ich das Büro betrat, klingelte das Telefon, und ich ging zu meinem Tisch, wobei ich Wolfe zunickte, und hob ab.

»Büro Nero Wolfe, Archie Goodwin am Apparat.«

Eine Frauenstimme: »Guten Morgen. Mr. Jarrett möchte Mr. Wolfe sprechen.«

»Guten Morgen. Bitte verbinden Sie mich mit Mr. Jarrett.«

»Ist Mr. Wolfe nicht da?«

»Doch.«

»Bitte verbinden Sie mich mit ihm.«

»Jetzt hören Sie mal zu.« Ich gab Wolfe einen Wink. »Vorigen Freitag habe ich Mr. Wolfe mit Mr. McCray verbunden und war dabei gezwungen, Mr. Wolfe zuerst durchzustellen. Man kann das aber nicht auch bei ankommenden Telefonaten so machen. Verbinden Sie mich mit Mr. Jarrett, oder ich lege auf.«

»Darf ich um Ihren Namen bitten?«

»Archie Goodwin.«

»Bitte bleiben Sie am Apparat, Mr. Goodwin.« Ich stoppte die Zeit: zwei Minuten und zwanzig Sekunden. Wolfe hatte den Hörer schon in der Hand. »Eugene Jarrett am Apparat, Nero Wolfe?« Ich: »Bitte bleiben Sie dran, Mr. Jarrett.«

Wolfe hätte mindestens eine Minute warten sollen, aber er haßt das Telefon, ob er's nur in der Hand hat oder hineinspricht. »Nero Wolfe hier. Ja, Mr. Jarrett?«

»Ich erhielt Ihren Brief. Ich komme gegen sechs.«

»Schön. Wie ich schon schrieb, bin ich Ihnen sehr dankbar. Ich erwarte Sie.«

Unter der Morgenpost fanden sich einige Sachen, die Beachtung verdienten - sie jedenfalls erhielten -, aber wir wurden ein paarmal durch Anrufe unterbrochen. Von Saul, der nichts als Nieten gezogen hatte; von Fred, der drei Leute entdeckt hatte, welche die Fotos erkannten, aber uns nicht weiterhelfen konnten; und von Orrie aus Washington, der schon die meisten der von Jarrett genannten Orte und Daten bestätigen konnte und die restlichen noch überprüfte. Der Lazarettabschnitt, der fast den ganzen Juli belegte, stimmte hundertprozentig. Nun denken Sie wahrscheinlich, daß die Klientin verdammt wenig für ihr Geld bekam, und da gebe ich Ihnen recht. Als ich von einem Ausflug zum Briefkasten an der nächsten Ecke zurückkam, war es Zeit für den Lunch, und während wir ins Speisezimmer gingen, sagte Wolfe etwas von Mr. Cramer, und ich fragte, ob er angerufen habe. Nein, er sei persönlich aufgekreuzt, am späten Samstag nachmittag.

Ich bedauerte, das versäumt zu haben, denn es lohnt sich immer, bei einem Gespräch zwischen diesen beiden dabeizusein. Man erhält gute Beispiele dafür, wieviel ein Mensch mit wenig Worten sagen kann, und auch wie wenig er mit vielen Worten sagen kann. Als wir nach dem Lunch ins Büro zurückkehrten, sagte ich deshalb, ich hätte gern gewußt, was Cramer wollte, und Wolfe meinte, nur das, was er immer wolle - Auskünfte; Cramer habe nichts gesagt, was uns nützen könnte.

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